Die Gemeinde Engstingen - früher und heute

Der Name Engstingen mit der Endung -ingen weist auf eine Gründung des Ortes in der Alemannenzeit hin, obwohl die ehemaligen Hügelgräber in der Haid auf eine frühere Besiedlung in der Hallstattzeit schließen lassen. Man vermutet auch, dass in Engstingen sich später Römerstrassen kreuzten. Erstmals urkundlich erwähnt wird der früher "Anegistingen" genannte Ort in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch im Jahre 783. Einige Jahrhunderte wird in den Urkunden nur ein Engstingen genannt. Erstmals im Jahre 1313 erscheint der Name "Freyengstingen" für Kleinengstingen, im Jahre 1439 der Name Großengstingen, im Jahre 1479 die Bezeichnung Ober- und Unterengstingen. Für Geschichtsforscher wäre es eine interessante Aufgabe, die Entstehungsgeschichte der beiden Ortschaften zu erhellen.

Die Ortschaft Kohlstetten wird erstmals im Jahre 1161 urkundlich erwähnt. Der Name erinnert an die im Ort bis ins letzte Jahrhundert tätigen Köhler, welche aus dem Holz der umliegenden Wälder Kohle gebrannt haben. Seit einigen Jahren feiert man in Kohlstetten deshalb ein Köhlerfest mit einem echten Köhlermeiler.

Gemeindewappen

Das Gemeindewappen - Der Steinbock im Gemeindewappen weist auf den Fürstbischof von Chur hin, dem die "Herrschaft Großengstingen" bis zum Verkauf an das Kloster Zwiefalten, im Jahre 1717, gehörte, und welcher auch in der ganzen Umgebung bis nach Pfullingen "Güter, Rechte und Zubehörden" besaß. Die Württembergische Hirschstange, im neuen Gemeindewappen über dem Steinbock, steht für die Zugehörigkeit der Orte Kleinengstingen und Kohlstetten zum Hause Württemberg schon im 14. Jahrhundert, während Großengstingen vom Kloster Zwiefalten erst 1750 an den Herzog von Württemberg übergeben wurde. Diese Herrschaftsverhältnisse führten auch dazu, dass Kleinengstingen und Kohlstetten reformiert wurden, während Großengstingen katholisch blieb.

Landwirtschaft und Handwerk waren früher die Haupterwerbszweige in der gesamten Gemeinde. Mit der Industrialisierung im Reutlinger Raum und dem Bau der Eisenbahn um die Jahrhundertwende fanden die Einwohner Arbeit in den Fabriken in Reutlingen, Pfullingen und Eningen. In den letzten 50 Jahren haben sich auch in der Gemeinde Gewerbebetriebe niedergelassen, vorwiegend aus dem textil- und metallverarbeitenden Bereich.

Engstingen ist vor allem Arbeiterwohngemeinde. Ihre Einwohner arbeiten vorwiegend im Bereich Reutlingen, Pfullingen, Eningen. Landwirtschaft wird überwiegend im Nebenerwerb betrieben. Die Zahl der Kleinbetriebe geht jedoch immer mehr zurück, wobei deren Flächen dann von größeren Zuerwerbsbetrieben bzw. hauptberuflichen Landwirten bewirtschaftet werden. Ein größeres Sägewerk, ein Betonsteinwerk sowie verschiedene Handwerksbetriebe bieten vor allem Arbeitsplätze im Baugewerbe. Kleinere und mittlere Betriebe der Metall- und Textilbranche ergänzen das Arbeitsplatzangebot.

Im neuentstandenen, großflächigen Gewerbepark "Haid" - in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Hohenstein und Trochtelfingen - sollen die durch die Auflösung der Kaserne verlorengegangenen Arbeitsplätze ersetzt und zusätzlich neue, für die Region dringend erforderliche, Arbeitsplätze geschaffen werden.

Engstingen hat sich in den vergangenen Jahren konsequent und zielgerichtet entwickelt. Dabei wurde immer der Ausbau der Gemeinde zum Unterzentrum im Auge behalten. Ob Kindergärten, Schulen, Jugendzentrum, Bauplätze für Bauinteressenten, Ausbau vor Ortsstraßen, Sanierung der Wasserver- und -entsorgung und vieles mehr, all dies war und ist Aufgabenstellung für die Gemeinde. Mit dem Gewerbepark Haid hofft die Gemeinde auf eine weitere günstige Entwicklung.

Sehenswert ist die vom Kloster Zwiefalten 1717 an ein gotisches Turmstück gebaute Martinskirche in Großengstingen. Eine Figur des Namenspatrons stammt schon vom Anfang des 15. Jahrhunderts. - Kohlstettens Marienkirche zeigt an der Ostwand spätmittelalterliche Fresken zum Leben Marias. Über dem Chorfenster trägt ein Engel die Wappenschilder der Herrschaft - so die drei Hirschstangen für Württemberg.

In Kleinengstingens Blasiuskirche sind bei der letzten Renovation zwei Dutzend von etwa 200 verschiedenen Rokoko-Blumenarrangements an Decke und Empore aus dem Baujahr 1770 wieder sichtbar geworden. Gleich neben dem Gotteshaus steht das alte Rathaus und, an der B 312, das Sauerbrunnenhäuschen. Seit 1580 kann hier erfrischendes Wasser gepumpt werden. Die Mineralquelle ist eine absolute Seltenheit auf der Kalk-Alb und nur durch vulkanisches Gestein an dieser Stelle zu erklären.

Die Gemeinde Engstingen liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb, etwa 150 m über dem Echazursprung und 680-750 m über NN. Tiefster Punkt der Markung ist mit 673 m an der Bahnlinie Markungsgrenze Offenhausen, der höchste Punkt mit 820 m auf dem Judenstein an der Markungsgrenze Meidelstetten. Im Zuge der Gemeindereform ist im Jahr 1975 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Großengstingen, Kleinengstingen und Kohlstetten die Gemeinde Engstingen (PLZ 72829) entstanden.

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